Der Komponist



Wie sollte ein Komponist sein eigenes Schaffen beschreiben?

Am besten gar nicht! Die Musik sollte schließlich für sich selber sprechen. Die kurzen Erläuterungen in meinem Werkverzeichnis sollen nur neugierig machen. Ein Hören der Musik können sie natürlich nicht ersetzen. Wer sich ernsthaft für meine Musik interessiert, der sollte mich kontaktieren. Ich bin immer bereit, gegen einen geringen Preis für Kopien, Porto und Verpackung meine Partituren und Aufnahmen zu versenden.


Hier nur ein paar Erläuterungen zu meiner kompositorischen Entwicklung, einige Gedanken zur Musikalischen Qualität und zum Verhältnis von Inspiration und Konstruktion:


Mein Werdegang als Komponist

Von 1985 bis 1992 studierte ich an der Hochschule für Musik Köln Klavier (IP) bei Prof. W. Neuhaus und Dirigieren bei Prof. Wangenheim.

Als Komponist aber bin ich Autodidakt. Das Wichtigste, was ich je über Musik lernen durfte, habe ich von meinem Vater erhalten. Er war kein Musiker, „nur“ Musikliebhaber, und von ihm habe ich gelernt, dass Musik Hören eine aktive und intensive Beschäftigung ist, dass man sich mit einer Platte und wenn möglich mit einer Partitur hinsetzen und zuhören kann, und dass man natürlich darüber hinaus Konzerte und Opern ausgiebig besuchen sollte. So habe ich gelernt, dass Musik erleben keine entspannende, sondern eine spannende Tätigkeit ist. Fast alles was ich als Musiker und besonders als Komponist kann, habe ich durch Zuhören gelernt. Dies versuche ich auch meinen Schülern weiterzugeben. (siehe Der Pädagoge)


Trotzdem, oder gerade deshalb hat es lange gebraucht, meinen eigenen Weg und meinen Stil zu finden; hat es lange gebraucht, herauszufinden „was ich will“. Dabei habe ich in meiner Jugend so manche Phasen des Experimentierens durchlaufen, darunter u. a. eine intensive Jazz-Phase (von Big-Band bis Free-Jazz), eine Phase mit ziemlich avantgardistischen Experimenten, Versuche mit 12-Ton-Techniken usw. All dies habe ich lange hinter mir gelassen, aber aus allem habe ich auch gelernt.


Heute interessiert mich bei der Beschäftigung mit Musik – egal mit welcher – vorrangig nur ihre Qualität.

Nur: Was ist das, musikalische Qualität?


Gedanken zur Qualität

Olivier Messiaen soll einmal gesagt haben, ein gutes Stück habe eine gute Rhythmik, eine gute Melodik, eine gute Harmonik und eine gute Form. In ihrer lapidaren Selbstverständlichkeit gefällt mir diese Aussage, aber ich denke, es fehlt noch das Wesentliche:


Eine Analyse von Beethovens erstem Satz der „Mondscheinsonate“, ein Werk von unbestrittener Qualität, macht das deutlich. Wenn man sich die messiaenschen Qualitätsparameter in diesem Werk einmal isoliert ansieht, stellt man Erstaunliches fest: Die Rhythmik besticht durch Einförmigkeit (Triolen, so weit das Auge reicht), eine Melodie ist kaum vorhanden und alles andere als geistreich, die Harmonik sollte ein Tonsatzstudent im zweiten Semester beherrschen und an formaler Finesse ist auch nichts zu finden!

(Viele würden wahrscheinlich vermuten, dass die Mondscheinsonate wegen ihrer Melodie so zauberhaft sei. Ich mag den verblüfften Gesichtsausdruck der Hörer, wenn man ihnen die Melodie einmal isoliert vorspielt!)


Nun verstehe man mich bitte nicht falsch: dieses Werk hat wirklich einen ganz besonderen Zauber – alle Klavierlehrer wissen das: jeder, aber auch wirklich jeder Schüler möchte das früher oder später einmal spielen – aber dieser Reiz ist offensichtlich nicht in den Einzelbestandteilen zu finden:

Das Ganze ist mehr, als die Summe der Einzelteile!

Dies ist der springende Punkt auf der Suche nach der Qualität: Sie steckt nicht in den einzelnen Bestandteilen des Werkes, sondern in deren Beziehungen untereinander. Und das ist es, was Beethoven so einzigartig macht, das sichere Gefühl für die Beziehungen der musikalischen Parameter.


Um das noch einmal zu untermauern, habe ich mir in meinen Seminaren zu diesem Thema die Frechheit erlaubt, Beethoven einmal zu „verbessern“, das heißt, mal einen anderen Rhythmus als nur „langweilige“ Triolen anzubieten, oder mal eine „ordentliche“ Melodie zu schreiben, oder die Harmonik ein wenig „aufzumotzen“. Und immer wurde jedem sofort klar, wie dadurch das Werk regelrecht zusammenbrach. Schließlich ist es ja nicht so, dass Beethoven keine bessere Melodie hätte schreiben können, sondern dass er genau gespürt hat, dass sie so und nicht anders sein darf!


Nun gibt es für die Beziehungen von musikalischen Parametern keine Regeln oder Gesetzmäßigkeiten. In diesem Sinne gibt es auch keine Kompositionslehre. Das musikalische Genie zeichnet sich dadurch aus, dass es ein Gespür für die richtigen Beziehungen hat.


Solche Überlegungen spielen bei meiner Kompositionsarbeit eine große Rolle. Aus diesen Gründen bemühe ich mich um beziehungsreiche formale Konzepte (exemplarisch besonders in meinen „Klavierbüchern“ 2004 und 2007/08), und darum kann und will ich auch nicht auf eine beziehungsreiche – also im weiteren Sinne – tonale Harmonik verzichten.


Ob ich meinen eigenen Qualitätsvorstellungen und Ansprüchen in meinen Kompositionen gerecht werde, nun, das zu bewerten ist nicht meine, sondern Aufgabe des Publikums.

 

Inspiration und Konstruktion

Viele Menschen lieben die Inspirationslegende. Das romantische Bild des halbverhungerten Komponisten, der nachts in seiner Dachkammer bei Kerzenschein von der Inspiration überfallen wird um im Morgengrauen über dem neuen Meisterwerk zusammenzubrechen, ist weit verbreitet, und wurde in der Vergangenheit auch von manchen Komponisten gefördert. Demgegenüber hegen viele Musikliebhaber ein tiefes Misstrauen gegen musikalische Konstruktion. In diesem Zusammenhang wird oft der vermeintliche Gegensatz zwischen Bauch und Kopf angeführt.

Aus meiner Erfahrung möchte ich sagen: dieser Gegensatz ist Unsinn! Meine Gefühle und Emotionen finden in meinem Kopf statt (ich denke, das ist bei den meisten Menschen so!), und Konstruktion schließt Inspiration nicht aus, im Gegenteil!


Die allermeisten Meisterwerke der europäischen Kunstmusik sind ohne Konstruktion überhaupt nicht denkbar. Als prominentes Beispiel möchte ich Bachs Goldbergvariationen anführen: Dieses ungemein abwechslungs- und emotionsreiche Werk ist von der ersten bis zur letzten Note durchkonstruiert! Das Variationsprinzip, der meist dreistimmige Satz mit seinen vielen Imitationen und kontrapunktischen Raffinessen, die Kanons im Abstand einer Prime, Sekunde, Terz, usw. bis zur None, all dies ist musikalische Konstruktion in Reinkultur. Nur: Bach hat das eben sehr inspiriert getan!


Ohne mich mit Bach vergleichen zu wollen (Um Himmels willen!), weiß ich aus Erfahrung, wie inspirierend ein intelligentes Konstruktionsprinzip wirken kann. Die besten Beispiele dafür sind meine Klavierbücher (2004 und 2007/08).

In Ein kompositorisches Lehrstück (Variationen über „Hänschen klein“) habe ich das einmal humorvoll, aber mit Hintersinn vorgeführt.



 

 

 

 

 

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