Unsere diesjährige Reise (2014) war inhaltlich ähnlich aufgebaut wie 2013 (Details haben wir verbessert), aber erstmals haben wir uns drei volle Tage in Oswiecim aufgehalten. Das gab den Teilnehmern die Möglichkeit, das Gesehene und Erlebte  zu reflektieren, und in der "Freizeit" die vielfältigen Informationen und emotionalen Eindrücke besser zu verarbeiten.

Dies hat sich so sehr bewährt, dass wir auch bei zukünftigen Reisen drei Tage in Oswiecim/Auschwitz verbringen werden.

Annäherungen an Auschwitz 2013

…haben wir unsere diesjährige Bildungsreise des Bildungswerkes Stanislaw Hantz genannt.

Zwei sehr intensive Tage haben sich die Teilnehmer der Reise, die zwischen 16 und 77 Jahre alt waren, dem hochkomplexen Phänomen Auschwitz intellektuell und emotional genähert. Dabei haben wir die „Annäherungen“ sowohl inhaltlich wie räumlich verstanden:

Am Samstag begann, nach einer allgemeinen Einführung in die Geschichte des Auf- und Ausbaus des sogenannten Stammlagers (Auschwitz I), das Programm in dem kleinen Dorf Harmense im ehemaligen SS-Interessengebiet. Hier existierte damals eines der zahlreichen Nebenlager von Auschwitz. Die landwirtschaftlichen Forschungsambitionen der SS waren hier unser Thema.





in Harmense

Von dort fuhren wir weiter in das Dorf Monowice. Außer einigen wenigen unauffälligen Relikten (ein Luftschutzbunker der SS, Betonunterstände, Teile alter Baracken) erinnert hier heute nichts mehr an das Konzentrationslager der IG-Farben, welches im Oktober 1942 eröffnet wurde. Etwa 35.000 Menschen durchlitten das auch als Auschwitz III bezeichnete Lager Monowitz. Bis zu 25.000 Menschen verloren ihr Leben durch die harte Sklavenarbeit beim Bau der IG-Farben-Fabrik und durch die entsetzlichen Lebensbedingungen.

Unsere nächste Station war das ehemalige Haus des SS-Mannes Otto Moll. Hier beschäftigten wir uns mit dem Leben der SS-Täter.



am Haus Bischoff

Beim Haus von Karl Bischoff ging es um die Rolle der zentralen Bauleitung (dessen Chef Bischoff gewesen ist), aber auch um die Rolle, die die Ehefrauen der SS-Männer im damaligen System spielten.

An der sogenannten „Stammlagererweiterung“ – 20 Blocks, 1943/44 errichtet, in unmittelbarer Nähe zum Stammlager – behandelten wir das System der „Häftlingsselbstverwaltung“, mit welchem die Nazis ausgewählte Häftlinge zu Funktionsträgern in der Lagerhierarchie, und somit oft zu Mittätern machten. An den gegensätzlichen Beispielen der ehemaligen Häftlinge Bruno Brodniewicz und Otto Küsel wurde das Verhaltensspektrum der Funktionshäftlinge aufgezeigt.

Sodann suchten wir die ehemalige SS-Küche und die erste Bahnrampe am Stammlager Auschwitz auf. Hier, wie auch bei allen vorangegangenen Stationen hatten wir Orte besucht und Aspekte der Lagergeschichte behandelt, die, da sie nicht zum staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau gehören, den meisten Auschwitz-Besuchern verborgen bleiben.



Nach einer Mittagspause hatten wir ein Treffen und Gespräch mit dem ehemaligen Häftling Josek Paczynski. Er gehörte zu den allerersten polnischen Häftlingen, die im Sommer 1940 in das neugegründete Konzentrationslager gebracht wurden. Trotz seiner 94 Jahre hat er uns sehr lebhaft und eindringlich von seiner Zeit in Auschwitz berichtet.



Jozek Paczynski
mit Herrn Paczynski am alten Krematorium

An das Zeitzeugengespräch schloss sich eine offizielle Führung durch das Museum Auschwitz an. Das intensive Tagesprogramm endete danach mit einem Referat über den ersten Lagerkommandanten Rudolf Höß.

Der Sonntag war dann dem Lager Birkenau gewidmet. Zuerst besuchten wir die sogenannte „alte Judenrampe“, den Ort, an welchem etwa die Hälfte aller Auschwitz-Opfer ankam. Hier haben wir auch die verhängnisvolle Rolle der Reichsbahn bei der Vernichtung der europäischen Juden thematisiert.

Nachdem wir uns bei der offiziellen Birkenau-Führung vom Turm des Lagertores einen Überblick über das erschreckend riesige Lagergelände verschafft hatten, besichtigten wir die Holzbaracken (Typ Pferdestall) im ehemaligen Quarantänelager, in denen damals mehrere hundert, manchmal über tausend Häftlinge leben mussten.

Danach führten wir unsere Gruppe zu den einzelnen Lagerabschnitten des Konzentrationslagers Birkenau, und es wurde deutlich, dass Birkenau nicht ein, sondern viele Lager gewesen ist. Das Quarantänelager, das „Theresienstädter Familienlager“, der nicht fertig gestellte Abschnitt „Mexiko“, das Männerlager, das „Zigeunerlager“ und das Frauenlager; alle hatten ihre eigene Geschichte und Bedeutung, die wir anhand von Beispielen – „Menschen in Auschwitz“ – erläuterten.



am "Theresienstädter Familienlager"

Birkenau war aber nicht nur das größte nationalsozialistische Konzentrationslager, sondern vor allem auch das größte nationalsozialistische Vernichtungslager, Schauplatz der größten industriellen Menschenvernichtung der Geschichte. Dies thematisierten wir am Sonntagnachmittag:

Die Vernichtung von sowjetischen Kriegsgefangenen in Auschwitz, das jüdische Sonderkommando, die Stationen der „Perfektionierung“ des Massenmordes (rotes Haus, weißes Haus bis zu den Krematorien von Birkenau), die Vernichtung der ungarischen Juden, und der Aufstand des Sonderkommandos am 7. Oktober 1944 (die wohl spektakulärste Widerstandsaktion in der Auschwitzer Geschichte) waren Aspekte, die wir intensiv behandelten.



Zum Abschluss unserer „Annäherungen“ an Auschwitz (die mit der Geflügelzucht in Harmense begann) trafen wir uns an den Ruinen des Krematoriums V um der zahllosen namenlosen Opfer zu gedenken.



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